Berlin

Am 3. Juli 2020 wurde vom Deutschen Bundestag in Berlin der Start einer Nationalen Diabetes-Strategie beschlossen. Im gleichen Zug wurde festgestellt, dass Adipositas nicht nur eine der Ursachen von Diabetes ist, sondern eine eigenständige Krankheit.

Die Anerkennung von Adipositas als Erkrankung durch den Bundestag wurde verbunden mit der Aufforderung,

• die Präventions- und Versorgungsforschung zu Adipositas deutlich voranzutreiben
• gegenüber der Bundesärztekammer darauf hinzuwirken, dass Adipositas und damit auch die Notwendigkeit einer gesunden Ernährung und ausreichenden Bewegung in der ärztlichen Fort-und Weiterbildung verstärkt berücksichtigt wird
• sich gegenüber den Ländern für den Ausbau der Lehrstühle an den Universitäten und eine Berücksichtigung in den neuen Studiencurricula einzusetzen
• darauf hinzuwirken, dass eine individuelle, multimodale und interdisziplinäre Versorgung von Menschen mit Adipositas Grad 1 bis 3 in der vertragsärztlichen Versorgung zu Lasten der Krankenkassen ermöglicht und eine ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche Krankenbehandlung sichergestellt wird.

Damit hat sich Berlin die Auszeichnung als Startpunkt des march4obesity redlich verdient.

Kassel

Bereits 2003 hat das Bundessozialgericht in Kassel in einem Grundsatzurteil Adipositas als Krankheit anerkannt.

Es wurde festgestellt, dass eine bestehende Adipositas, wenn sie eine ärztliche Behandlung erfordert, auch eine Krankheit im krankenversicherungsrechtlichen SInn ist. D.h., dass eine Erstattung der Behandlungskosten durch die Krankenkassen grundsätzlich möglich ist.

Insbesondere obliegt eine Prüfung von Behandlungsmethoden der Adipositas in einem Krankenhaus auf Erfüllung gesetzlicher Qualitätsstandards, weder den Krankenkassen noch den Gerichten.

Mit der Reise zu dem ersten Etappenziel Kassel reisen wir also zugleich 18 Jahre in die Vergangenheit. 18 Jahre, während derer sich die Erkenntnisse des Bundessozialgerichts nur langsam im Gesundheitssystem herumgesprochen haben.